„Ich bin mehr als mein Äußeres! Dormagen verdient Ehrlichkeit, Mut und Stärke.“ – Anissa Saysay im Interview

Anissa Saysay kennt die Vorurteile, die Menschen haben, bevor sie ihr wirklich zuhören. Als Mutter, Tochter und engagierte Politikerin kämpft sie nicht nur um die Zukunft Dormagens, sondern auch gegen die hartnäckigen Rassismen, die so oft im Alltäglichen verborgen sind. In diesem Interview spricht sie klar und offen über ihre Wurzeln, ihre Werte und ihre Vision. Eine Reise durch ihre Herausforderungen, ihren Mut – und die Liebe zu einer Stadt, die sie verändern möchte.

Frau Saysay, wenn man sich die sozialen Medien anschaut, werden Sie oft mit Vorurteilen konfrontiert. Wie fühlt es sich an, wenn Menschen Sie aufgrund Ihres Aussehens bewerten?

Saysay: Es verletzt mich, wenn Menschen mich nur nach meinem Äußeren beurteilen. Aber ich lasse mich davon nicht entmutigen – im Gegenteil, es motiviert mich, mit Offenheit und klaren Inhalten zu überzeugen. Ich möchte Brücken bauen und Verständnis schaffen, damit wir uns in Dormagen über Inhalte statt über Äußerlichkeiten begegnen.

Sie sind in der CDU. Welche Rolle spielen christliche Werte und Ihre persönliche Herkunft für Ihre Politik?

Saysay: Das „C“ in der CDU war für mich der entscheidende Grund, dieser Partei beizutreten. Es steht für Achtung vor dem Menschen, Nächstenliebe und Verantwortung – Werte, die mich seit meiner Kindheit prägen. Ich bin in einem muslimischen Elternhaus groß geworden, mein Großvater kam in den 1960er-Jahren aus Marokko nach Deutschland, und eine katholische Nonne hat mich mit erzogen. Diese Kombination hat mir gezeigt, dass Mitmenschlichkeit keine Frage der Konfession ist und dass das Zusammenkommen von Religionen und Kulturen eine Stärke ist. Genau diese Haltung prägt meine Politik: den Menschen sehen, Brücken bauen und Entscheidungen an Moral und Verantwortung ausrichten.

Sie haben familiäre Wurzeln, die kulturell über Deutschland hinausgehen. Inwiefern kann genau diese Prägung Dormagen stärken?

Saysay: Meine persönliche Prägung hilft mir, unterschiedliche Perspektiven zu verstehen und Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Dormagen ist eine Stadt voller Lebensgeschichten. Diese Erfahrung kann eine Stärke sein, wenn wir sie bewusst nutzen und Strukturen für gelingende Integration schaffen.

Als Mutter, Tochter und Politikerin – wie schaffen Sie es, Familienbedürfnisse mit Ihrer politischen Arbeit zu verbinden? Was wünschen Sie sich für Ihre Kinder in Dormagen?

Saysay: Ich habe erlebt, wie mühsam es sein kann, wenn man mit einem Anliegen zur Verwaltung geht. Zu lange Bearbeitungszeiten und komplizierte Wege frustrieren Familien, Vereine und Unternehmen. Deshalb setze ich mich für eine bürgerfreundliche, digitale Verwaltung ein. Und ich will, dass Schulen, Kitas und Freizeitangebote modern und verlässlich sind. Ich wünsche mir, dass jedes Kind in Dormagen die besten Chancen hat – egal aus welchem Elternhaus.

Sie sprechen oft von ungenutztem Potenzial. Wo sehen Sie die größten Chancen für Dormagen?

Saysay: Dormagen hat eine Top-Lage zwischen Köln und Düsseldorf, engagierte Menschen, starke Vereine und Betriebe. Ich habe eine klare Vision:

  • Wirtschaft stärken: den viel zu hohen Gewerbesteuersatz senken, damit Betriebe hier bleiben und Arbeitsplätze schaffen.
  • Wohnen sichern: Genehmigungen beschleunigen und faire Abgaben durchsetzen, damit Wohnen nicht zum Luxus wird.
  • Stadtbild verbessern: Innenstadt neu beleben, Zuckerfabrik- und Dorma-Center-Gelände entwickeln.

Das sind konkrete Schritte für eine sichere und moderne Zukunft – und ich will die Menschen mitnehmen, damit diese Vision unsere gemeinsame wird.

Viele Menschen wünschen sich mutige Politik, trauen sich aber nicht immer den Wandel zu. Was macht Sie sicher, dass Dormagen bereit ist für Veränderung?

Saysay: Wandel muss nicht radikal sein – er kann Schritt für Schritt passieren. Die CDU Dormagen stand vor fünf Jahren selbst vor einem Umbruch. Viele haben uns damals nicht zugetraut, die Partei personell und inhaltlich neu aufzustellen. Mit Vertrauen, Mut und klaren Zielen haben wir es geschafft. Das zeigt mir: Die Menschen in Dormagen sind bereit für Veränderung, wenn sie sehen, dass sie Teil davon sein können.

Die SPD behauptet, Sie hätten einen schmutzigen Wahlkampf betrieben. Ist das wahr?

Saysay: Nein. Ich finde es sehr traurig, dass die SPD sich ständig auf uns stürzt und unsere Ideen niedermacht. Wir hatten die elf Jahre davor keine Verantwortung – aber in dieser Zeit ist der Schuldenberg gestiegen, die städtische Wohnungsbaugesellschaft hat Mieterinnen und Mieter bei Baumängeln im Stich gelassen, und von den Sportanlagen will ich gar nicht erst anfangen. Das sind keine Behauptungen der CDU, sondern Aussagen von Betroffenen. Das ist kein schmutziger Wahlkampf – das ist Faktenlage.

Wie war das jetzt noch mal mit der Koalition – wollen Sie keine mit der SPD?

Saysay: Die SPD hat die letzten elf Jahre Dormagen geprägt – und das Ergebnis kennen wir: Prestigeprojekte für den Bürgermeister, steigende Kosten für die Menschen, Stillstand bei wichtigen Themen. Das ist die Verantwortung der rot-grünen Politik, die am 14. September von den Bürgerinnen und Bürgern klar abgewählt wurde. So kann es nicht weitergehen.

Ich möchte, dass am Ende unabhängig von der Partei die besten Ideen für Dormagen umgesetzt werden – ohne Koalitionszwang. Im Mittelpunkt muss wieder der Bürger stehen, nicht parteipolitische Machtspiele.

Warum setzen Sie nicht auf die WORADO?

Saysay: Die WORADO ist Dormagens Millionengrab. Der Steuerzahler trägt ihre Verluste in Millionenhöhe. Sie baut mangelhafte Wohnungen, lässt Mieter unzufrieden zurück und verantwortet mehrere Baustopps. Dieses Modell kann es nicht. Wir wollen den Ausstieg und die Flächen an erfahrene, gemeinnützige oder private Wohnungsbaugesellschaften geben, die besser bauen, faire Mieten bieten und so wirklich dem Wohl der Allgemeinheit dienen.

Was möchten Sie in den nächsten fünf Jahren unbedingt für Dormagen realisieren?

Saysay: Ich will Dormagen aus der Dauerkrise holen. Wir senken die Grundsteuer, damit Wohnen wieder dauerhaft bezahlbar bleibt, und schaffen eine verlässliche und geordnete Migrationspolitik, damit unsere Gesellschaft hier zusammenwächst und nicht auseinanderdriftet. Wir machen Dormagen spürbar sauberer, sicherer und moderner. Durch eine Senkung des höchsten Gewerbesteuersatzes der Region holen wir Unternehmen und Arbeitsplätze zurück und schaffen so neue Einnahmen, um endlich Schulen, Kitas, Sportstätten und Infrastruktur zu sanieren und auszubauen.

Welche Schritte sind nötig, um Dormagen in puncto Bildung, Infrastruktur und Klimaschutz fit für morgen zu machen?

Saysay: Dormagen verfügt über eine vielfältige Schullandschaft mit guten Bildungsangeboten, die wir durch eine engere Kooperation der Schulformen weiterentwickeln wollen. Frühkindliche Bildung beginnt bereits im Kindergarten – auch hier sehen wir Potenzial für Verbesserungen.

Seit 2017 gab es in Dormagen vor allem Ankündigungen – etwa zur Dreifachturnhalle, zur Regenbogenschule und zu weiteren Sanierungen, die bis heute nicht umgesetzt wurden. Wir werden verlässliche Schulen mit festen Zeitplänen realisieren, den Investitionsstau auflösen und für Transparenz sorgen.

Der Dreiklang aus Schiene, Straße und Fluss wird von uns gesichert. Beim Klimaschutz wollen wir den öffentlichen Personennahverkehr stärken, auf möglichst allen städtischen Gebäuden Photovoltaikanlagen installieren, Dachbegrünungen fördern und in Neubaugebieten klimaschonende Bauweisen verankern. Außerdem werden wir das Miteinander von Autos und Fahrrädern durch fahrradfreundliche Straßen sicherer gestalten und so das Radfahren attraktiver machen.

Wie wollen Sie den hohen Schuldenstand der Stadt reduzieren?

Saysay: Rot-Grün fährt weiter Schulden auf. Dormagen verliert jedes Jahr Millionen, weil Firmen zwar hier unsere Infrastruktur nutzen, aber wegen des höchsten Gewerbesteuersatzes der Region ihren Hauptsitz verlegen. So gehen Arbeitsplätze und Steuern verloren. Wir werden den Hebesatz senken, Betriebe zurückholen, neue ansiedeln und mit striktem Kostenmanagement endlich wieder Einnahmen erzielen und die Stadt von ihren Schulden befreien.

Was bewegt Sie dazu, in dieser herausfordernden Zeit Bürgermeisterin werden zu wollen?

Saysay: Dormagen steht mit dem Rücken zur Wand: marode Schulen, stockender Wohnungsbau, abwandernde Betriebe und wir stehen kurz vor einer Hausarzt-Krise – ohne Strategie der rot-grünen Politik. Das ist ein Desaster. Ich will das mit einer echten Finanzpolitik ändern, fairen Rahmenbedingungen für Unternehmen, einer Strategie gegen den Ärztemangel und Entlastung der Bürgerinnen und Bürger. Das treibt mich an.

Wenn Sie den Menschen in Dormagen mit einer einzigen Botschaft Mut machen könnten, wie würde diese lauten?

Saysay: Eine Bürgermeisterin ist dafür da, das Leben der Menschen besser zu machen. Es geht um echte Lösungen, die nachhaltig wirken, Luft zum Atmen lassen und die Interessen der Bürgerinnen und Bürger bedingungslos in den Mittelpunkt stellen. Politik ist kein Traumberuf, sondern ein Auftrag. Wir müssen wieder zeigen, dass Politik anders geht: Politik ist für die Menschen da und nicht die Menschen für die Politik.